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Mittwoch, 30. April 2014

Jää-äär präsentiert: Meine Tallinn-Fotos in Berlin

In Berlin gibt es seit dem Herbst ein estnisches Café mit dem tollen Namen Jää-äär. Und weil man dort sehr viel mehr genießen kann als nur Kuchen und Butterbrote, nämlich auch Kunst und Musik und Literatur, zeigt Jää-äär im Mai meine Foto-Ausstellung. Wer kommen mag, ist herzlich eingeladen, diese zu besuchen!

Eröffnung der Ausstellung ist am Freitag, 9. Mai, um 19 Uhr, natürlich auch mit mir. -> hier die Infos auf Facebook
Zu sehen sind die Bilder dann bis zum 30. Mai täglich außer Montag. Das Café ist zu finden in der Brunnenstraße 56, 13355 Berlin. Vielleicht ist ja der eine oder andere Blog-Leser in Berlin, würde mich freuen!

P.S. Wer wieder rätselt, was Jää-äär heißt: -> hier die passende Folge aus meinem Sprachkurs.

Donnerstag, 28. Juli 2011

Lieblingswöörter - Folge III

Abschluss des Mini-Sprachkurses. Heute ohne die Hilfe deutscher und anderer Lehnwörter. Denn auch wenn es tatsächlich rund 2000 deutsche Lehnwörter im Estnischen gibt, ist Estnisch für mich meistens: ziemlich fremd!

Aber deshalb nicht weniger schön. Eins der Wörter, die Esten Ausländern am liebsten beibringen ist: öö – Nacht. Essen heißt sööma. Damit ergibt sich, was viel besser ist als Otto und Anna: Söö öös – Iss nachts! Das ist die Werbung für ein Restaurant. Genau so nett: öötöö – Nachtarbeit.


Eine Popgruppe besingt in einem Lied die tööööööbik – die Arbeitsnachtnachtigall. (töö = Arbeit, öö = Nacht, ööbik = Nachtigall) Wer zu viel schuftet, muss fürchten, eine solche zu werden. (Besonders in den Weißen Nächten.)

Ähnlich verblüffend das Wort jäääär – Eisrand. (jää = Eis, äär = Rand) Im wirklichen Leben ist dieser wahrscheinlich ähnlich unbedeutsam wie die Arbeitsnachtnachtigall, aber als Bandname macht er sich ganz gut.


Schön ist auch das Wort Läänemeri – Ostsee. Weil es uns lehrt, dass die eigene Sichtweise nur die eine ist. Denn Läänemeri bedeutet nichts anderes als Westsee. (Leider gibt es, ich habe mich erkundigt, im Finnischen keine Südsee.)

Wie dann die Sichtweise der Esten auf die Ehe ist, dürfen wir uns zusammenreimen, wenn wir wissen, was Ehemann und Ehefrau bedeutet. Ehemann heißt abielumees, Ehefrau abielunaine. Wörtlich könnte man übersetzen: Hilfe-zum-Leben-Mann und Hilfe-zum-Leben-Frau. (abi = Hilfe, elu = Leben, mees = Mann, naine = Frau) Die Ehe (abielu) ist entsprechend die Hilfe zum Leben oder die Lebenshilfe.

Ein kleiner Wort-Schatz ist für mich schließlich: iseloom – Charakter. Was den Menschen ausmacht, ist im Estnischen, wieder wörtlich übersetzt, das Selbsttier. (ise = selbst, loom = Tier)

Montag, 27. Juni 2011

Lieblingswöörter - Folge II

Fortsetzung des Mini-Sprachkurses. Was meine eigenen Fortschritte mit der estnischen Sprache betrifft … nun ja, von großen Sprüngen kann ich leider nicht berichten. Aber ich spitze meine Ohren und habe das Gefühl, zumindest den Charakter der Sprache immer mehr zu erfassen: Estnisch ist sanft und geradlinig und wahrscheinlich könnte einem die Sprache leicht von den Lippen gehen. Was sie auszeichnet, ist bestimmt auch der Verzicht: Der Verzicht auf unangenehme Laute, auf unnötige Silben und erst recht auf komplizierte Schreibweisen bei Fremdwörtern.

Aus der ersten Folge rufen wir uns nochmal ins Gedächtnis, dass die Esten Zischlaute ebenso wie harte Ts und Ps und Ks vermeiden. Genau, das war das mit dem Schloss, das zum Loss wird. Und das mit dem überflüssigen „Z“. Und fühlt sich „sedel“ nicht tatsächlich viel schöner an, im Mund, als „Zettel“?

Unnötige Anstrengungen ersparen sich die Esten auch dadurch, dass sie Silben, die für das Verständnis eines Wortes nicht unbedingt nötig sind, weglassen. Mütze ist müts, Braten ist praad, Kirsche ist kirss. Das reicht doch, ist doch klar, was gemeint ist. Nochmal zum Ausprobieren: Watte? Wappen? Wanne? Werden kurzerhand zu vatt, vapp und vann.

Regelrecht verblüffend ist die Konsequenz, mit der die Regel „Wörter werden so geschrieben, wie man sie spricht“ (vgl. ebenfalls Folge 1) befolgt wird. Ich habe jedenfalls viel Freude, wenn ich Wörter lese wie tüüp, platoo, biskviit und kvaliteet. Oder beebi und treening. (Und, seien wir ehrlich, wenn die Kinder in Deutschland zum Fußballplatz gehen, dann gehen sie doch auch zum „Treening“ und sprechen das Wort sicherlich nicht englisch aus – Training. Und wir bekommen auch Beebis, oder?)

Als Lernzielkontrolle eine kleine Knobelei: Was ist eine puänt?

Und zum Abschluss noch ein besonders nettes Wort, das ich neulich an einer Ladentür entdeckt habe. (Ist aber kein Lehnwort.) Kingsepp! Welcher bayerischer Bub wäre das nicht gerne? Sepp heißt Schmied. King heißt Schuh. Und der Schuhschmied ist der ... Schuster.

Weitere schöne Wörter:




Montag, 16. Mai 2011

Lieblingswöörter - Folge I

Estnisch gehört nicht zu den Sprachen, die für deutsche Muttersprachler leicht zu erlernen sind. Das liegt zum Beispiel an den 14 Fällen, den verschiedenen Formen für den Infinitiv und am Vokalreichtum. (Einschub: Estnisch ist als finno-ugrische Sprache eng mit dem Finnischen und entfernter mit dem Ungarischen verwandt.)

Beim Vokabellernen können deutsche Muttersprachler allerdings nicht wirklich klagen. Denn die deutschen Lehnwörter, die sich im Lauf der Jahrhunderte in der estnischen Sprache angesammelt haben, sind zahlreich. Diese nach und nach zu entdecken, macht Spaß und motiviert. Fast ist es, als ob die Sprache durch diese Wörter sagen würde: Lern mich!

Also gut: Reise heißt reis, Apotheke apteek, Treppe trepp. Bei Wörtern, die mit dem Laut „sch“ beginnen, wird dieser einfach weggelassen, zischen mögen die Esten nicht. Tund heißt Stunde, tuba Stube, pekk Speck. Und der Schlossplatz wird zum Lossi plats.

Ein Z gibt es im estnischen Alphabet ebenfalls nicht. In der Tat ist dieses eigentlich ein überflüssiger Buchstabe, wie man merkt, wenn man der Reihe nach liest: Politsei, residents und vürts. Vürts heißt Gewürz, wer das G geschluckt hat, weiß ich nicht.

Die eingesparten Buchstaben bieten Platz für viele ÖÖs und AAs: Mööbel, daatum, fotoaparaat. Wer sich dann noch um einen fränkischen Zungenschlag bemüht, P und T nicht zu hart ausspricht, versteht bereits eine ganze Menge: Pilt, tekk und prillid – ja?

Wenn ich Esten erzähle, dass mich solche Wörter schmunzeln lassen, verstehen sie das nicht: Wieso lustig? Man schreibt die Wörter einfach so, wie man sie spricht. Das ist richtig. Eben deshalb fühle ich mich manchmal an die Schreibversuche von sechsjährigen Kindern erinnert. Und das ist kein Tsufall.

Besonders schöne (deutsche und andere) Lehnwörter: